Ein Sportangebot, das in Calberlah für konzentriertere Realschüler sorgt

Ein Sportangebot, das in Calberlah für konzentriertere Realschüler sorgt

Das Konzept kommt aus dem Leistungssport. In der Realschule Calberlah und in der Hauptschule Meinersen sorgt es dafür, dass Schüler sich besser konzentrieren können. Wie Cogniprove funktioniert.

Calberlah. Landesweiter Vorreiter ist der Landkreis Gifhorn mit einem Angebot, das die Lern- und Konzentrationsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern merklich verbessert. Realisiert wird es vom Fachbereich Jugend seit inzwischen einem Jahr an der Realschule Calberlah und der Hauptschule Meinersen mit den Profis von Cogniprove. Das Fazit in Calberlah fällt sehr positiv aus.

 Calberlahs Realschule hat das Training mit Cogniprove in den Vormittag eingebunden, an Meinersen Hauptschule läuft es als AG am Nachmittag. Dahinter verbirgt sich ein Sportangebot, das mit spielerischen Elementen und Übungen Aufmerksamkeit, Konzentration und Selbstwertgefühl von Schülerinnen und Schülern steigert. Zugleich weckt es Spaß an Bewegung. In vier- bis maximal sechsköpfigen Gruppen trainieren die Jugendlichen jeweils mit einem festen Coach. Das ist wesentlich, denn „bauen Trainer und Jugendliche eine Beziehung zueinander auf, erzielt man die größten Erfolge“, erläuterten Christian Wichert und Sebastian Mundruc von Cogniprove.

Bei Eintracht Braunschweig hat damit der Klassenerhalt geklappt

Entwickelt haben sie das kognitive und mentale Training ursprünglich für den Profifußball, genauer gesagt für Eintracht Braunschweig. Dem Verein gelang so der Klassenerhalt. Wichert und Mundruc übertrugen ihr im Fußball erfolgreiches Konzept zunächst auf anderen Leistungssport, dann auf Kitas und Schulen. „Bewegung kommt beim Nachwuchs häufig viel zu kurz. Wir schaffen die Grundlagen, um Konzentration und Lernfähigkeit zu verbessern“, sagte Wichert. Man freue sich, dass der Fachbereich Jugend des Landkreises Gifhorn und die beiden Schulen, „unserem innovativen Konzept eine Chance gegeben haben“, betonte er. Denn es sei „schon brutal, wie gering die Aufmerksamkeitsspanne mancher Kinder und Jugendlicher mittlerweile ist“, sagte Mundruc. Vor allem wohl wegen Reizüberflutung durch Social Media wie Tiktok und Instagram.

Das beobachten auch die Schulen. Umso mehr begeistert, wie positiv sich das Training von Cogniprove auf die Jugendlichen auswirkt. „Es ist einfach fantastisch“, sagte Sabine Fasterling. Die Konrektorin der Calberlaher Realschule erlebt ihre Schülerinnen und Schüler wie ausgewechselt, wenn sie vom Training in den Unterricht kommen: „Wer sich bewegt hat, ist mit dem Kopf viel besser dabei.“ Und Kollegin Alexandra Hauschild ergänzte, dass übrigens nicht nur die teilnehmenden Jugendlichen profitieren: „Es entspannt die ganze Klasse, löst Konflikte auf.“

Vormittags wirkt es sich stärker aus

Erst ließ man Cogniprove in Calberlah nachmittags laufen, inzwischen eingebettet in den Vormittag. Dort entfalte es seine positive Wirkung auf den regulären Unterricht deutlich stärker, war sich Fasterling mit Schulleiter Thomas Seeliger einig. Zumal am Nachmittag die Bereitschaft zur Teilnahme sinke: „Da ist die PS5 zuhause interessanter als eine Sport AG in der Schule“, sagte Fasterling. Diesen Ansatz unterstützte Dennis Heumann: „Wir müssen Kinder mit niederschwelligen Angeboten dort abholen, wo sie sind“, sagte der Fachbereichsleiter Jugend beim Landkreis Gifhorn. Er ließ Cogniprove über „Jukos“ (Jugendhilfe im Kontext Schule) an zunächst zwei Schulen erproben.

Jukos ist Teil der neu gebildeten Abteilung für Prävention, Qualitätsentwicklung und Controlling unter Leitung von Eva Jäckel, deren Aufgabe es ist, das neue Kinder- und Jugendhilfestärkungsgesetz umzusetzen. „Wir müssen offen sein für neue Möglichkeiten“, unterstrich Heumann. Jugendhilfe funktioniere nämlich nicht nach dem Motto „Das machen wir doch immer so“. Angespornt vom erfolgreichen Probejahr soll Cogniprove weiterlaufen. Mittel seien vorhanden, die Kosten verglichen mit anderen Angeboten der Jugendhilfe sehr gering und der Nutzen enorm, sagte Heumann.

aus: Aller-Zeitung vom 6. Juni 2023
Bild: RS Calberlah

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